"Manchmal bin ich weit weg und dadurch besser dran, denn ich mach mich frei damit ich all die anderen fesseln kann. Manchmal halt ich gucken was kommt für den besten Plan , denn die Welt um mich ringsherum scheint so oft festgefahren"Kia Ora aus dem (heute) sonnigen Neuseeland!
Nachdem ich gestern (Dienstag) meinen letzten Arbeitstag als Farmer hinter mich gebracht habe,sitze ich nun in der Bibliothek in Christchurch und tippe diese Zeilen (das W-Lan Internet hier umsonst ist habe ich wieder viel zu spät spitz bekommen).
Seit meinem letzten Beitrag hat sich wieder einiges getan und ich hoffe,dass ihr im fernen Deutschland vor Neugier nicht platzt!
Eingeläutet wurde die Woche mit der normalen Arbeit auf der Farm (Streichen des Wohnhauses,wobei das ja laut David kein Streichen war - nach einer halben Stunde Unterricht konnte ich dann die neuseeländische Streichtechnik so umsetzen wie er es gewünscht hat,toll) und der Erkenntnis das meine handwerklichen Fähigkeiten noch nicht gut genug waren um einen Zaun zu pflicken (durfte nach dem ich in stundenlanger Arbeit die Holzlatten an den Zaun geschlagen hatte,die Nägel alle wieder rausziehen und von vorn beginnen. Laut David waren die Nägel zu kurz und manche Holzlatten sahen eher aus wie Nägelfriedhöfe als eine Zaunlatte).
Diese Arbeit durchzog die ganze Woche bis Kazu und ich am Donnerstag überraschenderweise einen freien Tag hatten (es goss in Strömen,sodass David uns auf der Farm nicht brauchen konnte). Dieser unverhoffte freie Donnerstag kam mir allerdings ganz gelegen,da ich 2 Tage zuvor an schlimmen Magenverstimmungen litt.
Diese Magenverstimmungen (weiß Gott woher die kamen ...ich habe nen Verdacht) ließen mich literweise grünen Tee trinken,2 Tage nur Schonkost in mich hinein schaufeln und sämtliche Hausrezepte bei Magenverstimmungen,die ich im Internet fand,ausprobieren. Die beste Therapie letztendlich war dann aber ein Telefongespräch mit den Eltern,eine warme Wärmflasche und viel,viel Schlaf.
So verging der Donnerstag rasant schnell mit herumlungern in der Kunstgallerie und im Canterbury-Museum (die müssen langsam denken ich sei Obdachlos oder mir nen Job als Guide anbieten) und am Abend nahm ich das erste Mal seit 2 Tagen wieder ein warmes Abendessen zu mir.
Zwei Tage zuvor hingegen präsentierte mir David freudestrahlend ein sogenanntes deutsches Essen (Würstchen- wenn man hier jemanden nach Deutschland fragt bekommt man ungelogen die Antwort "Yeah the bavarian man with the beer,the sausages and the sauerkraut"-bitter-,etwas Sauerkraut und etwas undefinierbarem,was ich noch nie im Leben gesehen hatte und erst recht nicht in Deutschland). Nichtsdestotrotz stopfte ich mir das fettige Mahl in den Leib und wartete gespannt auf den Durchbruch meines ohnehin schon leidenden Magens. Durch präventive Maßnahmen meinerseits blieb dieser Durchbruch (Tee,Warmflasche und mehr Tee) zum Glück aus und ich ging mit verteufelnden Gedanken gegenüber den Klischees der verschiedenen Kulturen ins Bett.
Es soll an dieser Stelle aber nicht der Eindruck entstehen,dass ich auf der Farm schlecht verköstigt würde. Es ist vielmehr so,dass David aus Unwissenheit und Gastfreundlichkeit mir etwas Gutes tun wollte. So habe ich es zumindest verstanden ...
Nachdem mein Magen sich wieder im Normales-Essen-Aufnahme-Modus befand,ging ich mit Shingko (Japan,Freund aus der Schule in Wellington) und Kazu am Freitag abend ins Rugby Stadion,um mir ein Rugbyspiel des Regionalteams aus Canterbury (die Region um Christchurch) gegen ein Regionalteam von der Nordinsel mit meinen beiden Freunden anzusehen. Es war ein toller Abend und für mich ein besonders Erlebnis. Ingesamt hat mich der Abend (Eintrittskarte,2 Bier und Pommes) 15 Euro gekostet,worüber ich im Nachhinein positiv erstaunt war. Wo bekommt man in Deutschland 3 Stunden (80 Minuten hochklassiges Rugby und danach äußerst familienfreundliches Programm für die Kinder und für die,die es noch gerne wären) Spaß und Sport für diesen Preis? In der deutschen Bundesliga (vor allem bei 96,also beim Herrenfussball ...nicht Tischtennis) bestimmt nicht ...
Die Spieler beider Teams haben sich nach dem Spiel (und ich weiß wie fertig man danach ist) lange Zeit genommen für ihre Fans und Familien; sie haben Autogramme geschrieben,mit den Leuten geredet und mit den Kindern auf(!!!) dem Rugbyfeld Fotos geschossen.Das alles sind hochbezahlte Stars und ich finde,dass sich so manch ein Sport bzw. Sportler (denke da vor allem an die überzahlten Fussballer) eine dicke Scheibe davon abschneiden könnte. Max Mustermann trägt Unmengen von Geld ins Stadion (für CATERING etc.) ,bekommt einen Scheiß geboten und wenn der kleine Junge,der noch so naiv ist und das Jan Schlaudrauff Trikot trägt, ein Autogramm von seinem Star haben möchte,bekommt er die Tür gezeigt. Applaus!
Allerdings besteht kein Grund zur Sorge ...Rugby wird auch in Deutschland wachsen,da es Olympische Disziplin wird und somit mehr Geld zur Verfügung steht. ;)
So nach meinem Exkurs zu den hiesigen sportlichen Verhältnissen möchte ich euch nun noch erzählen,wie meine nächsten Tage aussehen werden.
Den heutigen und morgigen freien Tag werde ich vor allem mit Organisation meiner Rumreise verbringen (Schuhe und Kleider zusammensuchen,waschen;Tickets ausdrucken,Online Banking und damit die Finanzen nochmal prüfen etc.).
Am Freitag geht es dann am frühen morgen gen Flughafen. Am Nachmittag werde ich dann in Auckland ankommen und mein 8-Bett Zimmer in einem Hostel beziehen (bin ja mal gespannt,aber hauptsache kein Ziegengeruch mehr). Ja am Abend werde ich mir dann wohl etwas zu kochen und die Gesellschaft von anderen Jugendlichen genießen,die ich in den 4 Wochen auf der Farm doch sehr vermisst habe. Für den Samstag habe ich grob einen Stadtspaziergang angedacht,wobei ich mir im Sale noch einen neuen Pullover kaufen muss. (mein Arbeitspullover hat die Arbeit auf der Farm nicht überlebt und ich will für meine Reise mehr als nur einen Pulli haben) und am Abend steht das Spiel der All Blacks gegen die Wallabies (Australien) auf dem Programm,was ich wohl in einem Pub in der Innenstadt gucken werde.
Für Sonntag und Montag sind kleine Wanderungen in der Region um Auckland auf dem Programm,da die Gegend um den Hafen der City of Sails sehr schön sein soll. Am Montag Nachmittag werde ich dann meinen spanischen Kumpel Jose irgendwo treffen um mit ihm seine letzten 24 Stunden in Neuseeland verbringen/begießen.
Am Dienstag trägt mich dann meine Planung zurück nach Wellington (nicht nach Rotorua etc.,da ich dies zu einem späteren Zeitpunkt machen werde) um dort meine Kleidung zu wechseln und meine anderen Freunde vielleicht ein letztes Mal zu sehen.
Die Fähre,die Wellington (Nordinsel) und Picton (Südinsel) miteinander verbindet,bringt am 27.8 zu Felix,der auf mich in einem kleinen und preiswerten Backpacker die Tage wartet (für 10 Euro Bett,kostenloses Frühstück,Wlan,Duschen ohne Limit und jeden Abend nach dem Abendessen leckeren Kuchen und eine Tasse Kakao-weltklasse!). Von Picton wollen wir uns aufmachen,um den Queencharlotte Track zu laufen.
Wenn uns unsere Pläne und Füße wenig später nach Nelson getragen haben (hoffe,dass ´wir dort ein ähnlich gutes Hostel finden),werden wir Nelson als Ausgangsbasis für Tagesausflüge und Wanderungen auf dem Heaphy Track und dem Abel Tasman Coast Line Track nehmen. (Bilder von diesen Tracks findet ihr im Anschluss an diesen Beitrag; meine Fotos steuere ich dann später nach)
Ich freue mich sehr auf die Tage und kann es gar nicht abwarten die Fährte nach Picton zu betreten!
Zusammenfassend ist zu bemerken,dass die Tage und Wochen auf der Farm wie alles anderes hier wie im Flug vorbeigegangen sind und ich wieder einiges gelernt habe. Ich habe einen Einblick in ein Leben bekommen,was von harter Arbeit geprägt ist,aber auch auf eine bestimmte Art viel Abwechslung mit sich bringen kann. Außerdem habe ich mit David und Patsy wieder einmal zwei tolle Neuseeländer getroffen,die mich schnell in ihr Herz geschlossen haben (und ich sie auch). Ich werde die Zeit auf der Farm schnell vermissen und freue mich schon jetzt auf den 12.12. diesen Jahres,wenn Andreas,Andrea und ich zu einem Christmas Grillen bei David eingeladen sind! (Grillen im Winter- an den Gedanken muss man sich erstmal gewöhnen).
Für mich persönlich ist zu sagen,dass ich mir nicht vorstellen kann mein Leben lang die doch etwas stupide Arbeit des Farmers zu machen und ich froh bin,dass ich studieren kann/werde. Trotzdem ist es eine Erfahrung von unvorstellbarem Wert!
Ich freue mich weiterhin über eure Feedbacks/Mails und wünsche euch allen alles Gute bei was auch immer!
Euer Philipp
"Manchmal steh ich auf brech aus und will dass mich jeder sieht, lehn mich weit heraus aus Protest vielleicht auch aus Prinzip. Manchmal stürz ich ab ganz egal wie hart die Landung ist und lieg am Boden und hab genau dadurch Land in sicht."
(Queen Charlotte Track)

(Heaphy Track)

(Abel Tasman Nationalpark)